Anmerkungen


A1: Der Spielfilm hatte zwar z.T. propagandistische Funktion, es handelt sich aber nicht um ein Nachrichtenmedium.

A2: Interessanterweise wurde die potentielle politisch-propagandistische Wirkung des Fernsehens bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges immer unterschätzt, so daß dieses Medium selbst im Dritten Reich nur marginale Bedeutung erlangte.

A3: Überall in Europa erschienen Nachahmungen. In Leipzig wurde 1833 von dem Buchhändler und Verleger Johann Jakob Weber in Gemeinschaft mit der "Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse", die aus Weber, Otto Wiegand, dem Pariser Verleger Bossange und Friedrich List bestand, ein wöchentliches "PFENNIG MAGAZIN" herausgegeben, das 1834 bereits eine Auflage von 60.000 Exemplaren erreichte. Am 14. Mai 1842 erschien die "ILLUSTRATED LONDON NEWS", die erste Zeitschrift der Welt, die schon in ihrem Titel zum Ausdruck brachte, daß sie vorherrschend Bildnachrichten aktueller Ereignisse bringen wolle. 1843 folgte "L'ILLUSTRATION" in Paris und die "ILLUSTRIRTE ZEITUNG" J.J. Webers in Leipzig.

A4: Nur übertroffen von der "SATURDAY EVENING POST", Philadelphia, mit mehr als 2,5 Millionen Auflage.

A5: Am 4.3.1880 im "NEW YORKER DAILY GRAPHIC" unter dem Titel "Shantytown".

A6: Die Farbe verlief auf dem schlechten Zeitungspapier. Da die Zeitungsbesitzer noch mit der Anschaffung teurer Maschinen zögerten, mußten die Klischees außerhalb gefertigt werden. Dies nahm einige Zeit in Anspruch und war somit für die Pressse oft nicht mehraktuell genug. (Vgl. "DIE UMSCHAU", 1920, S. 682ff., zit. nach: Gidalewitsch, S. 39.)

A7: Die meisten bekannten Fotografen arbeiteten damals freiberuflich. Die Agentur "DEPHOT" (DEUTSCHER PHOTODIENST) wurde zu einem Zentrum junger Talente. Fast alle Fotografen, die ihr angehörten, wurden später berühmt - viele allerdings erst im Exil während des Dritten Reiches. (Vgl. Freund, S. 131.)

Timothy H. O'Soullivan: Incidents of WarA7a: Der amerikanische Fotograf MATHEW B. Brady stellte etwa zwanzig Fotografen an, um den amerikanischen Bürgerkrieg zu fotografieren. Während FENTONS Bilder vom Krimkrieg den Krieg wie ein Picknick erscheinen lassen, schafften es BRADYS Fotografen zum ersten Mal - trotz der sehr langen Belichtungszeiten (2 - 30 sec.) - eine äußerst konkrete Vorstellung vom Grauen des Krieges zu vermitteln. BRADY ruinierte sich allerdings finanziell mit diesem Projekt. (Vgl. Guide to the special Collections of Prints and Photographs in the Library of Congress, hrsg. von Paul Vanderbilt, S. 19ff. Washington, 1955. Zit. nach: Freund, S. 118f.) Die Aufnahmen von BRADY und seinen Fotografen ermöglichten auch, daß es eine 'durchfotografierte' Fernsehdokumentation über den amerikanischen Bürgerkrieg gibt. ("The Civil War - Der amerikanische Bürgerkrieg", Eine neunteilige Dokumentation von Ken Burns, Deutsche Fassung: WDR / BR, 1992 in der ARD ausgestrahlt.)

A8: Aus dem Paris dieser Zeit stammt noch eine ganz andere Art der politischen Instrumentalisierung der Fotografie. Während der Belagerung von Paris im deutsch-französischen Krieg wurde ein Brieftaubendienst eingerichtet, um den Nachrichtenaustausch aufrechtzuerhalten. Durch die mikroskopisch-fotografische Reduzierung auf Gelatinehäutchen konnten einer einzigen Taube zwischen 200 und 280 verkleinerte Folio-Seiten angeheftet werden, was etwa 60.000 Depeschen entsprach. (Nach: Eder, S. 545.)

A9: RIIS arbeitete für die NEW YORK TRIBUNE, sein erstes Buch "How the other half lives" erschien 1890 bei SCRIBNER in New York und erregte zutiefst die öffentliche Meinung. (Vgl. Freund, S. 119.)

A10: Sie verfügte über ein lichtstarkes Objektiv, arbeitete aber noch mit Glasplatten als Bildträger. Die die Zukunft der Fotografie bestimmende LEICA-Kleinbildkamera, die mit Kinofilm-Material als Bildträger arbeitete, war bereits 1914 in zwei Prototypen fertig. Der erste Weltkrieg verzögerte die Entwicklung allerdings, so daß die Kamera erst 1925 auf den Markt kam und sich erst zu Beginn der 30er Jahre anfing durchzusetzen. Der große Fortschritt - v.a. für die Reportagefotografie - war, daß mit einer brauchbaren Kamera bis zu 36 Aufnahmen ohne Materialwechsel gemacht werden konnten. Allerdings kam erst 1937 und 1938 Filmmaterial auf den Markt, das technisch so verbessert war, daß man die Kamera universell einsetzen konnte. (Vgl. Koschatzky, S. 304ff.)

A11: Es gab vorher schon Aufnahmen von Reichstagsdebatten, die unter mir nicht bekannten Umständen mit Großformatkameras gemacht wurden. Gidalewitsch berichtet auf S. 35 unter Verweis auf Wolfgang Schade, Europäische Dokumente, Stuttgart 1932, Abb. 102 von dem Bild einer Reichstagssitzung aus dem Jahr 1882. Dies "zeigt die gespannte Aufmerksamkeit der Zuhörer bei der Rede eines sozialdemokratischen Abgeordneten, während Bismarck auf der Regierungsbank sich eifrig Notizen macht."

A12: Die "Box" von KODAK kostete 25$, einschließlich eines Rollfilms für 100 Aufnahmen, Ledertasche und Schalterband. Die Kosten für die Entwicklung der ersten Filmrolle waren im Preis enthalten. War der Film belichtet, mußte man den gesamten Apparat in die Fabrik einschicken, wo der Film entwickelt, Abzüge gemacht und die "Box" mit einem neuen Film versehen wurde. Dann wurde das Paket an den Kunden zurüchgeschickt. Dieser zahlte 10$, womit die Entwicklung für die neue Filmrolle schon wieder im voraus bezahlt war. (Vgl. Redaktion Time-Life-Bücher, S. 154.)

A13: Andere Quellen sehen den 25.12.1896 als Geburtsstunde des Kinos - an diesem Tag führten die Brüder Lumière in Paris die erste Vorführung gegen Eintrittsgeld durch. (Vgl. z.B. Gregor / Patalas, S. 13.)

A14: So soll die "Ankunft eines Zuges" ("L'Arrivée d'un train en gare de la Ciotat") das Publikum in panische Angst versetzt haben. Die Lokomotive taucht in diesem Film aus der Tiefe der Leinwand auf, wird gröer und fährt dicht an der Kamera vorbei. (Vgl. Gregor / Patalas, S. 15.)

A15: Ein generelles Verbot von Filmimporten wurde zwar erst 1916 wirksam, Filmen des "feindlichen Auslandes" wurde jedoch seit Kriegsbeginn die für die öffentliche Vorführung nötige Zensur durch die Polizeibehörden verweigert. (Vgl. Ottlik, S. 8.)

A16: Vorbereitungen für die Gründung der DLG waren bereits 1914 getroffen worden, sie wurden durch den Kriegsausbruch jedoch zunächst unterbrochen. (Vgl. Ottlik, S. 7 und Schwarzbach, S. 42.)

A17: Die DLG wurde im Oktober 1929 in DEULIG umbenannt / umgeformt. (Vgl. Bock / Töteberg, S. 29.)

A18: Die erste UFA-Wochenschau wurde am 17.9.1925 zensiert. Erst mit der Übernahme der UFA durch die HUGENBERG-Gruppe, die 1922 bereits die DEULIG-FILM GMBH übernommen hatte, engagierte sich die UFA stärker auf dem Wochenschau-Markt. Nach der Fusion wurde ab 1927 auch der Marktführer DEULIG-Woche von der UFA produziert.

A19: Z.B. der Vertrag "Parufamet" vom Februar 1926 zwischen UFA, Famous Players Lasky (Paramount) und METRO GOLDWYN MEYER, der der UFA ein Darlehen von 17 Mio. Mark und das Recht zehn deutsche Filme in den USA im Austausch gegen zwanzig amerikanische Filme in Deutschland zu zeigen, einbrachte. (Vgl. Ottlik, S. 22 und Bock / Töteberg, S. 174ff.)

A20: Delegierter des Aufsichtsrates wurde Ludwig Klitzsch, Generaldirektor des SCHERL-Verlages und enger Vertrauter Hugenbergs.

A21: Beide Wochenschauen wurden 1927 mit zusammen 180 Kopien je Ausgabe hergestellt, was bei einer etwa 10-wöchigen Abspieldauer je Ausgabe einer Verbreitung in etwa 40% der insgesamt 4462 Kinos in Deutschland entsprach.

A22: Diese Beteiligung der Reichsregierung am EMELKA-Konzern ermöglichte es der NSDAP nach der Machtübernahme auch auf diesen Konzern direkten Einfluß auszuzüben.

A23: Auf politische Inhalte / Propaganda in Spielfilmen werde ich nicht eingehen.

A24: Trotzdem erreichten die Wochenschauen oft nur eine Länge von 100m - weniger als 5 min.-. (Vgl. Ottlik, S. 4.)

A25: Diese folgte allerdings zunächst mehr der Angst vor dem "Verfall der Sitten" als der Angst vor politischer Agitation.

A26: Mit dem Spielfilm mußte das Beiprogramm 'en bloc' gekauft werden.

A27: Bedingt durch die Einschränkung der Pressefreiheit für den Film in der Weimarer Verfassung.

A28: Eine Verbesserung trat hier - zumindest für das preußische Gebiet - erst 1930 ein, als Carl Severing vom Reichs- zum preußischen Innenminister wurde. Mitglieder der Interessengemeinschaft der Wochenschau-Kameramänner erhielten von den Polizeibehörden spezielle Ausweise, die ihnen fortan Filmaufnahmen ohne Behinderung durch staatliche Organe ermöglichten - diese Regelung blieb allerdings auf Preußen beschränkt. (Vgl. "Licht-Bild-Bühne" Nr. 131 vom 7.6.1932, zit. nach: Ottlik, S. 30.)

A29: Berichte über nationale Aufmärsche und Paraden und die Aufrüstung der anderen Mächte bekamen ihren "festen Sendeplatz". (Vgl. Giese, S. 52, zit. nach: Ottlik, S. 27.

A30: Lerg gibt auf S. 94 den Titel "Die Bedeutung der Funkentelegraphie für Presse und Nachrichtenwesen" an.

A31: Sie entstand wegen der Rheinland- und Ruhrgebiets-Besetzung in Münster, nachdem Verhandlungen zwischen dem Reichsministerium für die besetzten Gebiete und den Besatzungsbehörden über die Errichtung einer Sendezentrale in Köln anscheinend ergebnislos verlaufen waren. Nach Beendigung der Besetzung entschied das Reichspostministerium, die WEFAG zum 1.11.1926 von Münster nach Köln zu verlegen - mit dem Umzug wurde die Gesellschaft auch umbenannt in WERAG - WESTDEUTSCHE RUNDFUNK AG. (Vgl. Krawitz, S. 94ff.)

A32: Schon bald entstand auch eine eigenständige Rundfunkpresse, die über das Programm und alle mit dem Rundfunk zusammenhängenden Themen berichtete. Die Rundfunkzeitschriften waren, ebenso wie die meisten übrigen Presseerzeugnisse der Weimarer Republik, stark parteipolitisch orientiert.

A33: Besonders Bredows Ansinnen vom unpolitischen Rundfunk als Kulturträger war versucht und geeignet, neben politischer Einflußnahme auch alle politische Publizistik außen vor zu lassen. (Vgl. Lerg in Bausch, S. 301.)

A34: Wahlsendungen waren bis zur Rundfunkreform von 1932 für alle Parteien verboten. Danach durften alle Parteien mit Fraktionsstärke - mit Ausnahme der Kommunisten - in der Woche vor der Wahl 25 Minuten Sendezeit beanspruchen. Eine "Öffnung des Rundfunks" außerhalb des Wahlkampfes hatte für die Parteien der Mitte jedoch schon 1928 begonnen. 1932 hatte von Papen den Nationalsozialisten die Zulassung zur Propaganda im Rundfunk versprochen, um eine Tolerierung seines Kabinetts durch Hitler zu erreichen.

A35: Es liegt bisher leider nur eine Untersuchung über die Programmüberwachung bei dieser Sendegesellschaft vor. (Vgl. Grube, S. 19-35.)

A36: Am 13. Oktober 1931 sogar der Antrag, wenigstens die Eröffnungsrede des Reichskanzlers Brüning für die Rundfunkübertragung freizugeben. (Vgl. Pohle, S. 87, Fußnote 144.)

A37: Neben dem Rundfunk und der Unterhaltung hatte die Schallplatte in der Weimarer Republik jedoch noch eine wesentliche andere Funktion. In der Folge des "politikfreien Rundfunks" diente sie besonders in Wahlkampfzeiten den Parteien als "Rundfunkersatz". Da politische Werbung über den Rundfunk nicht zugelassen war, bemühten sich die Parteien, mittels der Schallplatte ein breites Publikum zu erreichen. Ab dem Wahlkampf zur Reichstagswahl im Mai 1928 wurden von den einzelnen Parteien Schallplatten mit kurzen Ansprachen von herausragenden Persönlichkeiten der Partei produziert, die dann an die Parteiuntergliederungen verschickt wurden und so im gesamten Reich auf Versammlungen etc. vorgespielt werden konnten. Damit war es möglich geworden, daß die "Parteiführer" sich "fast direkt" an ein breites Publikum wenden konnten, was in diesem Ausmaß mit herkömmlichen Wahlreisen nicht möglich war. Nach mündlicher Auskunft von H. Rühl, DRA Frankfurt / Main.

A38: Live-Übertragungen oder Mitschnitte am Ort des Geschehens waren damals (ab Herbst 1929) nur mit großem Aufwand möglich und wurden deshalb nur äußerst selten, wie z.B. bei der Übertragung der Trauerfeierlichkeiten anläßlich der Beerdigung von Gustav Stresemann, durchgeführt. Auch im Funkhaus war es nicht üblich, alle Sendungen mitzuschneiden. So gibt es oft nur eine private Aufnahme von nachgesprochenen Ereignissen. Doegen begann 1918 mit seiner Sammlung, und zeichnete bis in die 30er Jahre hinein Sprachaufnahmen auf Wachsplatten auf. Die Aufnahmen wurden, zumindest was die Reichspolitik betraf, zunehmend aktueller. Einige Beispiele: Kaiser Wilhelm II. sprach seine Rede zum Kriegsbeginn 1918 auf Platte, Scheidemanns Rede, in der er die Republik ausruft, wurde 1923 nachgesprochen und die Regierungserklärung von Reichskanzler Marx über die Londoner Reparationskonferenz vom 23.8.1924 wurde am 12.12.1926 von ihm nachgesprochen. Nach fernmündlicher Auskunft von Herrn Roller, DRA, Frankfurt/ M., 14.09.95 und Karteikarten der Reden im Rundfunkarchiv.

A39: Die digitale Originalaufnahme ist zwar noch ein Blick in die nahe Zukunft, die Digitalisierung von Fotografien wird dagegen schon verstärkt betrieben. So wurde beispielsweise die Stellenausschreibung für einen Fotografen/ eine Fotografin beim Lichtbildarchiv der historischen Hilfswissenschaften der Universität Marburg schon eigens mit einer entsprechenden Qualifikationsanforderung versehen.

A40: Bis heute ist meines Wissens nach auch keine Sekundärliteratur zu diesem Thema erschienen. Eine erste Dissertation wird derzeit an der Universität Münster verfaßt.

A41: Am 16.1.1957 in Hannover, vgl. Karteikarte im DRA.




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